Das Osterfeuer – Symbol des Lebens und des Lichts
Als ich in diesem Jahr am Abend des Ostersonntags von einem Verwandtenbesuch über die Autobahn nach Hause fuhr, bin ich an vielen Osterfeuern vorbeigefahren. Eines hat mich besonders beeindruckt: In einer Wiese war ein riesiger Berg aus Baumschnitt, alten Weihnachtsbäumen und sonstigem Holz aufgeschichtet worden, das Feuer brannte lichterloh, hoch schlugen die hellen Flammen in den dunklen Abendhimmel. Hunderte von Menschen standen rund um das Osterfeuer, tranken Bier und aßen Bratwurst. Ein geselliges Beisammen-sein, bei dem alle ihren Spaß hatten: die Erwachsenen, die Freunde, Bekannte oder Nachbarn trafen und gemeinsam feierten, noch mehr aber die Kinder, die um das Feuer herumrannten und Holzstöcker ins Feuer hielten, um damit danach feurige Kreise in die Luft zu schlagen.
Doch woher kommt eigentlich der Brauch? Schließlich sind Osterfeuer in Deutschland überall verbreitet.
Klar ist, die Tradition der Osterfeuer ist uralt, wahrscheinlich hat der Brauch einen germanisch-heidnischen Ursprung. Der älteste schriftliche Hinweis stammt aus dem Jahr 751. Da schrieb der Missionar Bonifatius an Papst Zacharias und berichtete, dass im fernen Germanien zum Ausklang des Winters große Feuer entfacht würden, mit denen die Menschen immer im Frühjahr das Licht nach dem langen Winter begrüßten. Und Bonifatius fragte auch gleich weiter, wie man im Sinne der Kirche mit diesem Brauch umzugehen gedenke.
Nun: die Kirche hat dann den heidnischen Brauch aufgegriffen und umgedeutet. Vor allem in katholischen Kirchengemeinden wird noch heute in der Nacht vor dem Ostersonntag ein Feuer entfacht. Daran wird die Osterkerze angezündet und feierlich in die noch dunkle Kirche getragen. Die brennende Kerze versinnbildlicht dabei Christus als Licht der Welt. Das Licht als Symbol für den Weg vom Tod zum Leben.
Heute ist das Osterfeuer eher ein geselliges Beisammensein. Vor allem Vereine organisieren es. Dabei kommt es oft zu einem regelrechten Wettstreit. Wichtig ist, dass der Holzstoß möglichst groß ist und vor allem hoch aufgetürmt wird, damit er weit leuchtet. Wer das beeindruckendste Osterfeuer vorweisen kann, hat am Ende gesiegt. Dazu wird von überall Baumschnitt zusammengesucht, alte Paletten und die ausgetrockneten Weihnachtbäume sind hervorragend zum Anzünden geeignet.
Viele Vereine schichten inzwischen Holz vor dem Anzünden noch einmal um, denn häufig verkriechen sind Tiere wie Hasen in den Holzstapeln und kommen ohne Umschichten qualvoll zu Tode.
Wichtig ist auch, dass es beim Osterfeuer etwas zu essen und zu trinken gibt. Bei meiner Fahrt über die Autobahn habe ich gesehen, dass am Rand der Wiese jede Menge Getränkestände und Würstchenbuden standen. Da musste niemand verhungern oder verdursten.
Oft werden die Holzstöße auch nachts bewacht, denn in manchen Gegenden ist ein Brauch, dass versucht wird, ein Osterfeuer vorab heimlich anzuzünden, damit der Konkurrenzverein am Ostersonntag dann ohne Osterfeuer dasteht und blamiert ist. In der Nachbarschaft meines Großvaters in einem Dorf in Westfalen ist das auch einmal versucht worden, nur haben es die Leute rechtzeitig bemerkt und dann schnell mit einem Jauchewagen gelöscht. Das Osterfeuer war gerettet, nur gestunken hat es in dem Jahr ganz bestialisch.